Aus Landwirten werden Energiewirte – neue Photovoltaik-Anlagen der Energiegenossenschaft auf landwirtschaftlichen Gebäuden
Es wird ein Rekordjahr für die Energiegenossenschaft Wittgenstein eG: Vier neue Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt knapp 400 kWpeak werden derzeit errichtet und damit die 15., 16., 17. und 18. Photovoltaik-Anlage. Die Dachflächen dafür finden sich auf mehreren landwirtschaftlichen Gebäuden in Hesselbach. Die Idee: Die Landwirte verpachten ihre Dächer, erhalten einen kostenfreien Stromanschluss sowie eine monatliche Pacht. Im Gegenzug darf die Energiegenossenschaft auf den Dächern eine große Menge Strom erzeugen und gegen die EEG-Vergütung in das Stromnetz einspeisen.
„Aus Landwirten werden Energiewirte“, so das Credo. Anstatt landwirtschaftliche Flächen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen zu nutzen, wird auf vorhandenen Flächen Strom erzeugt. Und dies – im Gegenzug zu den Bad Laaspher Windkraftprojekten – mit einer breiten Bürgerbeteiligung.
Dieses Photovoltaik-Projekt erweitert den Anlagenpark auf eine neue Größe, nachdem die Energiegenossen 2024 bereits auf der Turnhalle Niederlaasphe (57 kWpeak), Tennishalle Erndtebrück (264 kWpeak) sowie mit der Erweiterung um 70 kWpeak auf der Kulturhalle Wittgenstein in Dotzlar hunderte Photovoltaik-Module verlegt haben. Damit steigt die installierte Leistung von einem auf 1,4 Megawatt. Helfen tut dabei der Umstand, dass nun alle Planungsarbeiten selbst in die Hand genommen, die Gewerke eigenständig beauftragt und koordiniert werden – und das im Ehrenamt ohne Vergütung. Neue ehrenamtliche Unterstützung wird angesichts immer weiterer Projekte händeringend gesucht, um die Energiewende umzusetzen. Die Genossen suchen ferner neue Anteilseigner, die sich an der Investition beteiligen und partizipieren wollen. Jeder kann Anteile mit je 500 Euro zeichnen und von der geplanten Dividende profitieren.
Für die neue Photovoltaik-Anlage auf den Scheunen in Hesselbach wurden 817 Module montiert, über 900 m Kabel in der Erde verlegt, 3500 m Gleichstromkabel auf dem Dach verlegt.
Der sportliche Zeitplan wurde erst durch das hervorragende Zusammenspiel mit den lokalen Unternehmen möglich. Die Arbeiten zur Verlegung der Erdkabel wurden durch das heimische Bauunternehmen Berge-Bau durchgeführt. Zum Einsatz kam die neue Grabenfräse, angetrieben von einem 420 PS starken Traktor. Innerhalb weniger Stunden konnte so der Großteil der Leitungstrasse in den Wiesen geöffnet werden. Nachdem die Leerrohre für die Kabel im Graben lagen, konnten die Landwirte den Fräsgraben zur Kosteneinsparung in Eigenleistung verfüllen.
Die elektrischen Arbeiten zeichneten sich durch die vielfältigen Gegebenheiten an den einzelnen Gebäuden aus. Dazu kommentiert Amelie Hoffmann von Hoffmann Elektrotechnik: „Für uns als regionales Unternehmen ist es eine wertvolle Partnerschaft, die Energiegenossenschaft Wittgenstein bei der Realisierung von Projekten, wie den Scheunen in Hesselbach, zu unterstützen. Der Einsatz erneuerbarer Energien ist ein zentraler Baustein für eine nachhaltige Zukunft und wir freuen uns, einen Teil dieser Entwicklung vor Ort mitzugestalten.“
Die Dachmontagearbeiten wurden von Dach-Service Dennis Richter aus Hatzfeld übernommen. „Die Montage der vielen Platten gelang dem Team souverän und schnell – und das trotz des teils nassen und nebligen Wittgensteiner Wetters.“ Alle Hürden der Umsetzung gelang dank der guten Zusammenarbeit.
Und wie geht es für die Genossenschaft weiter? Die Ehrenamtler sind derzeit noch stark mit Projekt- als auch Verwaltungsthemen ausgelastet. Denn auch nach der Fertigstellung sind allerlei Formalitäten zu bearbeiten. Von der Abrechnung der Projekte, bis zur Konfiguration der Technik und Direktvermarktung, die Meldungen beim Marktstammdatenregister und dem Stromnetzbetreiber. „Nach diesem Projekt gehen wir hinsichtlich neuer Projekte erstmal in die Winterpause, um alles aufzuarbeiten und die geplanten Veränderungen der Gesetzeslage abzuwarten, da sich die Bedingungen für Photovoltaik in Kürze für uns deutlich verschlechtern könnte.“